“Ein Kirchen bauen ist soviel wie einen neuen Himmel erschaffen ...
erheb deine Augen, siehe an diesen neuen Himmel”

 

Ganz in diesem Sinne öffnet sich in gemalter Weiterführung der Architektur dem Betrachter beim Aufblick auf das Deckenfresko gleichsam der Himmel. Er ist hineingenommen in die Gemeinschaft der Heiligen, die zum Thron des Lammes hinzutreten, wie der heilige Nikolaus, der Patron der Kirche. Im hellsten Licht, umgeben von den Symbolen der vier Evangelisten thront das Lamm, das Christus bezeichnet, auf dem Buch mit den sieben Siegeln.

Das erinnert an die Vision Johannes in der “Geheimen Offenbarung” vom himmlischen Jerusalem: “Und ich sah: Zwischen dem Thron und den vier Lebewesen ... stand ein Lamm. (Offb. 5,6). ... Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott ist ihr Tempel, er und das Lamm. Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten; ihre Leuchte ist das Lamm.” (Offb. 21, 22-23)

Der heilige Nikolaus ist einer der vierzehn Nothelfer. In den Himmel erhoben tritt er fürbittend für die Gläubigen ein. So zeigen die Bilder in den nach außen anschließenden Halbkreisen, wie notleidende Menschen durch den heiligen Nikolaus und seine Fürbitte Hilfe erfahren. Sie werden in Armut, Seenot, Todesgefahr gerettet und vor der Schande bewahrt. Die Engel, die die Hilfe vermitteln zeigen an, dass es letztlich Gott ist, der die Not der Menschen wendet. Die Heiligen sind dabei Fürsprecher und Werkzeuge.

Der Freskenausschnitt auf der Nordseite gibt die älteste Legende wieder, die sehr zu seiner Verehrung beigetragen hat. Der heilige Nikolaus rettet drei unschuldig zum Tode verurteilte, gefangene Feldherren vor dem Schwert des Henkers. Mit gelösten Fesseln kommen sie voll Freude aus dem Kerker und blicken dankbar zum hl. Nikolaus auf, durch dessen Fürbitte sie befreit und vor der Hinrichtung bewahrt wurden. Ein Engel mit dem Schlüsselbund in der Hand versinnbildlicht die gottgeschenkte Freiheit.

Als großzügiger Wohltäter, der seine Gaben unbemerkt schenkt ohne viel Aufhebens davon zu machen, ist der hl. Nikolaus auf dem östlichen Freskoausschnitt dargestellt. Nikolaus hatte von der Not eines verarmten Edelmannes und seiner drei Töchter gehört. Dieser wollte seine drei Töchter in die Prostitution verkaufen, weil er keinen anderen Ausweg sah, um sie zu ernähren. Nikolaus beschloß, ihnen zu helfen.

Weil er fürchtete, sie könnten sich schämen, seine Hilfe anzunehmen, warf er in drei Nächten hintereinander heimlich einen Beutel mit Geld durch das Fenster in die Schlafkammer der Töchter. So konnten sie anständig verheiratet werden und mussten nicht auf sündhafte Weise ihren Lebensunterhalt verdienen. Nikolaus erwies sich hier als Beschützer der Reinheit. Darum schwebt über den drei glücklichen Jungfrauen ein lichter Engel mit Lilien, dem Symbol der Herzensreinheit.

Nach dem Tod seiner Eltern fiel dem Nikolaus eine reiche Erbschaft zu. Er verbrauchte das Geld nicht für sich, sondern wurde zum Wohltäter aller Notleidenen und Helfer der Armen. Die Erinnerung daran hat sich bis heute gehalten und ist wohl auch der Grund dafür, dass an seinem Namenstag die Kinder beschert werden.

So zeigt der dritte Freskoausschnitt, wie arme Leute auf die Fürbitte des heiligen Nikolaus durch gute Menschen Hilfe erfahren, während über ihnen ein Engel sein Füllhorn ausschüttet.

Das letzte Bild zeigt die Legende von der wunderbaren Rettung aus Seenot, die der Fürbitte des heiligen Nikolaus zugeschrieben wird. Nikolaus habe durch sein Gebet den Sturm gestillt oder, wie eine andere Legende erzählt, bei schwerstem Sturm ein Schiff sicher durch die Klippen hindurch geführt. So wundert es nicht, dass die Seeleute den hl. Nikolaus als ihren Patron verehren. Während den Seeleuten auf unserem Bild Entsetzen und Panik ins Gesicht geschrieben ist, blasen Engel über ihnen günstige Winde zu. Eine Besonderheit dieses Gemäldeteiles soll nicht unerwähnt bleiben: Das gemalte Ankerseil geht am Bildrand in ein wirkliches Seil über.


Das Deckenfresko im Chor stellt die Todesstunde des hl. Nikolaus dar. Sein Tod wird durch die Legende mit wunderbaren Züben verklärt: “Durch das Alter gebeugt, fühlte sich Bischof Nikolaus den Pflichten seines Amtes nicht mehr gewachsen, un er bat Gott um Befreiung von diesen Lasten. Da ist ihm der Herr selbst erschienen und hat ihm den Lohn für seine Mühen und Arbeiten verheißen. Er eröffnete ihm den Tag und die Stunde seines Hinscheidens. Nikolaus empfing mit der größten Andacht zum letzten Male die heiligen Sakramente. Darauf verfiel er in eine kurze Krankheit und sah vor seinem Hinscheiden den Himmel offen.”


Das Gemälde zeigt den Heiligen auf dem Krankenbett, wie ihm ein junger Priester die heilige Kommunion reicht. Die Muttergottes im blauen Gewande streckt ihm die Hände entgegen.

Quelle: Kirchenführer Kutzenhausen, Verfasser Lorenz Fleiner und Martin Rudolph